Wie entsteht echte Innovation? – Diese Frage stand im Zentrum des WB-Zirkels 2025 unter dem Motto „Innovation durch Kollaboration“.
Die Keynote von Tijen Onaran und eine engagierte Podiumsdiskussion mit Edith Zikulnig-Rusch, Iris Straßer und WKK-Präsident Jürgen Mandl zeigten:
Zusammenarbeit ist der entscheidende Faktor für wirtschaftlichen Erfolg – aber sie gelingt nur, wenn wir Vielfalt zulassen, Vertrauen leben und Führung neu denken.
Ein Kommentar zum WB-Zirkel 2025 über den Wert echter Kollaboration in herausfordernden Zeiten.

 

Ein inspirierender Nachmittag – mit einer klaren Botschaft

„Innovation durch Kollaboration“ – unter diesem Titel stand der heurige WB-Zirkel 2025 in der Eventlocation Droneberger Showtechnik in Klagenfurt.
Die zentrale Idee: Zusammenarbeit ist nicht nur ein nettes Schlagwort, sondern ein entscheidender Hebel für wirtschaftlichen Erfolg.

Gerade in Zeiten, in denen Konjunkturdaten stagnieren, Investitionen stocken und Unsicherheit überwiegt, wird deutlich: Innovation ist kein Luxus, sondern Überlebensstrategie. Doch Innovation braucht Menschen – und vor allem Zusammenarbeit.

Mit dieser Botschaft eröffnete die Unternehmerin, Investorin und Bestsellerautorin Tijen Onaran den Nachmittag. Sie gilt als eine der einflussreichsten Stimmen der deutschen Wirtschaft, Vordenkerin für Diversität, Leadership und Sichtbarkeit – und sie zeigte, dass Innovation ohne Mut, Vertrauen und Vielfalt nicht möglich ist.

 

Kollaboration als Innovationsmotor – ein Thema, das bewegt

Der WB-Zirkel versammelte auch heuer wieder ein hochkarätiges Publikum aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.
Neben der Keynote von Tijen Onaran diskutierten auf dem Podium Edith Zikulnig-Rusch (Kompetenzzentrum Holz), Iris Straßer (Verantwortung zeigen!) sowie der Präsident der Wirtschaftskammer Kärnten, Jürgen Mandl, über die Bedeutung von Kollaboration in einer Zeit, die von Umbrüchen, Ressourcenknappheit und gesellschaftlicher Verunsicherung geprägt ist.

Das Publikum war sich einig: Kooperation ist notwendig. Doch der Diskussionsverlauf zeigte auch – zwischen der Einsicht und der Umsetzung liegt ein weiter Weg.

 

Tijen Onaran: „Diversität macht stabil“

Ohne Folien, ohne Ablenkung – nur mit Stimme, Haltung und Geschichte fesselte Tijen Onaran den Raum.
Ihr Vortrag war ein Plädoyer für Vielfalt, Sichtbarkeit und Mut, aber auch eine Einladung zur Selbstreflexion: Was heißt Zusammenarbeit wirklich – und wo beginnen wir, sie zu leben?

Sie brachte sieben zentrale Punkte, die sich wie ein Leitfaden durch den Nachmittag zogen:

 

  1. Meinungsvielfalt zulassen
    Innovation entsteht nicht in der Einigkeit, sondern in der Reibung. Meinungsvielfalt ist unbequem – aber genau das ist ihre Stärke. Wer nur Gleichgesinnte um sich schart, produziert keine neuen Ideen, sondern verstärkt alte Denkmuster.
  2. Mut haben
    Kollaboration braucht den Mut, Kontrolle abzugeben. Führung bedeutet heute, Räume zu schaffen, in denen andere groß werden können. Wer immer recht haben will, verhindert Entwicklung.
  3. Sichtbarkeit
    Zusammenarbeit gelingt nur, wenn Menschen sichtbar sind – mit ihren Ideen, Perspektiven und Werten. Sichtbarkeit ist kein Selbstzweck, sondern die Basis für Vertrauen.
  4. Vertrauen
    Ohne Vertrauen ist jedes Team nur eine Zweckgemeinschaft. Vertrauen entsteht nicht durch Verträge, sondern durch gelebte Offenheit – durch das ehrliche Eingeständnis, dass man selbst nicht alles weiß.
  5. Netzwerk
    Netzwerke sind das Rückgrat der Innovation. Sie verbinden, was einzeln schwach wäre. Doch Netzwerke müssen gepflegt werden – sie entstehen nicht in Excel-Tabellen, sondern in echten Begegnungen.
  6. Klare Führung
    Kollaboration heißt nicht Beliebigkeit. Im Gegenteil: Gute Zusammenarbeit braucht Richtung, Haltung und Entscheidungskraft. Führung, die Vielfalt orchestriert, statt sie zu unterdrücken.
  7. Lust auf Leistung
    Zusammenarbeit darf Spaß machen – und sie muss ehrgeizig sein. Leistung ist kein Gegensatz zu Teamgeist, sondern seine Konsequenz. Innovation entsteht, wenn Menschen Freude daran haben, gemeinsam über sich hinauszuwachsen.

 

Onaran fasste es prägnant zusammen: „Divers macht stabil.“
In einer Welt, die zunehmend von Unsicherheit geprägt ist, sind es gerade die vielfältigen Teams, die anpassungsfähig, resilient und kreativ bleiben.

 

Wenn alle von Zusammenarbeit reden – aber zu wenige sie wirklich leben

Die anschließende Podiumsdiskussion führte diese Gedanken weiter – und brachte die zentrale Spannung auf den Punkt:
Jede Organisation spricht von Teamarbeit, aber zu wenige leben echte Kollaboration.

Wie der WKO-Präsident Jürgen Mandl anmerkte, sei Zusammenarbeit zwar ein gesellschaftlich akzeptiertes Ideal, aber „in der Realität oft ein zähes Ringen zwischen Abteilungen, Interessen und Egos“. Edith Zikulnig-Rusch betonte, dass in der Forschung echte Kooperation nur dann funktioniert, wenn man sich auf Augenhöhe begegnet – unabhängig von Hierarchie oder Disziplin. Und Iris Straßer ergänzte: „Kollaboration ist kein Selbstläufer. Sie braucht klare Strukturen, Vertrauen – und Menschen, die wirklich bereit sind, etwas voneinander zu lernen.“

Diese Stimmen machten deutlich: Kollaboration ist kein Zustand, sondern ein Prozess.
Und dieser Prozess verlangt mehr als gute Absichten.

 

Innovation braucht Zusammenarbeit – und Zusammenarbeit braucht Haltung

Der Titel des Abends „Innovation durch Kollaboration“ brachte eine Wahrheit auf den Punkt, die in der aktuellen Wirtschaftslage dringlicher ist als je zuvor.
Denn Österreich steht – wie viele europäische Länder – vor enormen Herausforderungen: schwaches Wachstum, Fachkräftemangel, technologische Unsicherheit und ein Innovationsstau in vielen Branchen.

Innovation ist in diesem Umfeld kein Nice-to-have, sondern der zentrale Erfolgsfaktor.
Doch sie entsteht nicht im Alleingang, sondern in der Verbindung von Ideen, Menschen und Kompetenzen.

Das erfordert ein neues Verständnis von Zusammenarbeit – jenseits von Meetings, Projektgruppen oder internen Kooperationen.
Echte Kollaboration bedeutet: Wissen teilen, Verantwortung abgeben, Entscheidungen gemeinsam tragen – und Erfolge gemeinsam feiern.

 

Der kritische Punkt: Kollaboration darf kein Feigenblatt sein

Der wohl wichtigste Gedanke des Abends: Kollaboration ist schnell gesagt – aber schwer gelebt.
Kaum jemand würde von sich behaupten, nicht teamfähig zu sein. Kaum eine Organisation würde sagen, sie arbeite nicht kollaborativ.

Doch genau darin liegt die Gefahr: Kollaboration wird zur Floskel.

Wenn alle sie für sich beanspruchen, verliert sie ihren Wert.
Wenn jede:r behauptet, im Team zu arbeiten, aber gleichzeitig Silos, Machtstrukturen und Abgrenzungen bestehen bleiben, dann ist Kollaboration nur Fassade.

Tijen Onaran sprach diesen Punkt offen an:
„Echte Zusammenarbeit zeigt sich nicht in Workshops, sondern in Entscheidungen – in der Frage, wer mitreden darf, wer gehört wird, und wer Einfluss hat.“

Damit stellte sie die wohl unbequemste Frage des Tages:
Sind wir wirklich bereit, Zusammenarbeit als Führungsprinzip zu leben – auch dann, wenn es unbequem wird?

 

Was heißt echte Kollaboration?

Echte Kollaboration bedeutet nicht nur, sich zu koordinieren oder Informationen auszutauschen.
Sie bedeutet, gemeinsam Neues zu schaffen, Verantwortung zu teilen und voneinander zu lernen.

Sie zeigt sich in der Art, wie Entscheidungen getroffen werden, wie Fehler behandelt werden, wie Wissen weitergegeben wird.
Und sie verlangt den Mut, eigene Überzeugungen zu hinterfragen.

Führungskräfte, die Kollaboration ernst nehmen, tun drei Dinge:

  1. Sie schaffen psychologische Sicherheit – Räume, in denen Meinungsvielfalt erwünscht und Fehler erlaubt sind.
  2. Sie fördern geteilte Verantwortung – nicht jeder macht alles, aber jeder weiß, dass sein Beitrag zählt.
  3. Sie machen Erfolge sichtbar – weil Wertschätzung der Kitt jeder Zusammenarbeit ist.

 

Warum es gerade jetzt darauf ankommt

Die wirtschaftliche Lage in Kärnten, in Österreich und in Europa ist angespannt. Viele Unternehmen kämpfen mit steigenden Kosten, unsicheren Märkten und sinkender Nachfrage.

Gerade in solchen Phasen wird oft der Reflex stärker, sich nach innen zu wenden, Risiken zu vermeiden und Bewährtes zu verteidigen. Doch das ist gefährlich.

Denn Innovation entsteht nicht in Sicherheit, sondern im offenen Austausch. Kollaboration ist kein Wohlfühlthema, sondern eine strategische Notwendigkeit. Nur wer bereit ist, Wissen, Ideen und Verantwortung zu teilen, wird langfristig innovativ bleiben.

 

Handlungsoptionen – wie echte Kollaboration gelingen kann

Aus den Diskussionen des WB-Zirkels lassen sich klare Handlungsempfehlungen ableiten:

  1. Kollaboration sichtbar machen:
    Erfolge aus gemeinsamer Arbeit müssen kommuniziert werden. Nur so wird der Mehrwert erlebbar.
  2. Führung neu definieren:
    Führung heißt nicht, alles zu wissen, sondern andere stark zu machen. Führungskräfte sollten als Moderatoren von Zusammenarbeit agieren – nicht als Gatekeeper.
  3. Vielfalt nutzen:
    Unterschiedliche Perspektiven sind kein Risiko, sondern eine Ressource. Teams, die Diversität zulassen, sind nachweislich innovativer und krisenfester.
  4. Strukturen schaffen:
    Kollaboration braucht Rahmenbedingungen – digitale Tools, offene Kommunikationswege, klare Rollen.
  5. Lernkultur etablieren:
    Scheitern ist Teil des Fortschritts. Organisationen, die Fehler bestrafen, töten Innovation.
  6. Mut fördern:
    Innovation ist unbequem. Es braucht den Mut, Gewohnheiten zu hinterfragen und neue Wege zuzulassen.
  7. Verantwortung teilen:
    Kollaboration funktioniert nur, wenn Macht, Ressourcen und Anerkennung geteilt werden.

 

Ein Fazit mit Auftrag

Der WB-Zirkel 2025 hat gezeigt: Innovation durch Kollaboration ist kein Schlagwort, sondern ein Zukunftsprogramm.
Aber eines, das Mut verlangt – Mut zur Offenheit, zum Perspektivenwechsel, zur echten Kooperation.

Tijen Onaran hat es in ihrer Keynote auf den Punkt gebracht: „Vielfalt macht stabil – aber nur, wenn sie gelebt wird.“

Die Diskussionen mit Edith Zikulnig-Rusch, Iris Straßer und Jürgen Mandl machten deutlich, dass Kärnten viele starke Akteure hat, die diesen Weg bereits gehen. Doch es braucht mehr: mehr Vertrauen, mehr Offenheit, mehr gemeinsame Verantwortung.

Innovation ist der Schlüssel – Kollaboration ist der Weg. Beides zusammen ist die Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg in einer Zeit, in der Stillstand keine Option mehr ist.

Wenn wir über Innovation sprechen, müssen wir über Zusammenarbeit sprechen. Und wenn wir über Zusammenarbeit sprechen, dann nicht über ihre Rhetorik, sondern über ihre Praxis. Denn am Ende entscheidet nicht, wer die besten Ideen hat – sondern wer bereit ist, sie gemeinsam umzusetzen.