Wie Resilienzlabor und Impact Hub neue Wege für Regionen öffnen
Der aktuelle WakeUp Innovation! Online-Talk zeigte eindrucksvoll: Innovation braucht nicht zwingend Großstadtflair – sie braucht Räume, in denen Neues gedacht, ausprobiert und gemeinsam vorangebracht wird. Zwei spannende Konzepte standen im Mittelpunkt: das Resilienzlabor von Thomas Gernbauer und die Impact Innovation Hubs, präsentiert von Alexis Eremia. Beide verbindet ein Ziel: Resilienz und Wirksamkeit durch Kooperation und lokale Verankerung.
Das Resilienzlabor: Zukunft gestalten vor dem Krisenfall
Thomas Gernbauer – Innovation Coach und Autor aus Linz – stellte mit dem „Resilienzlabor“ ein Modell vor, das in Traun realisiert wird. Der Grundgedanke: Gemeinden stehen vor strukturellen Herausforderungen – von Klimakrise bis Digitalisierung. Die Antwort darauf ist Resilienz, verstanden als Fähigkeit, nicht nur zu überstehen, sondern gestärkt aus Wandel hervorzugehen.
Das Resilienzlabor soll ein Raum sein, in dem neue Lösungen frühzeitig im geschützten Rahmen gedacht, getestet und etabliert werden – vor dem Eintreten von Krisen. Es geht um die Nutzung lokaler Ressourcen, um technische Autarkie (z. B. Energie, Mobilität), soziale Stabilität (z. B. Nachbarschaft, Bildung) und wirtschaftliche Anpassungsfähigkeit (z. B. neue Erwerbsmodelle).
Dazu kommt ein starker Alltagsbezug: In Traun soll das Labor unter anderem eine Poststelle, ein Selbstbedienungscafé, eine Gemeinschaftsküche, ein Repair-Café und flexible Räume für Workshops und Vorträge umfassen. Wichtig dabei: Es handelt sich nicht um einen neuen Verein, sondern um einen Zusammenschluss bestehender Initiativen.
Der Impact Hub: Von Wien in die Welt – und wieder zurück in die Regionen
Alexis Eremia, Mitgründerin des Impact Hub Vienna, spannte den Bogen vom urbanen Innovationsraum zum globalen Netzwerk: Der erste Impact Hub entstand 2005 in London, heute gibt es über 100 weltweit – auch zunehmend in ländlichen Regionen.
Der Impact Hub Wien startete 2010 mit 400 m², wuchs stetig und entwickelte spezialisierte Labs für die Bereiche Klima (Climate Lab), Gesundheit (Future Health Lab) und Bildung (Education Lab). Alle verfolgen ein Ziel: impact-orientierte Innovation, die gesellschaftlichen Mehrwert schafft. Dabei steht ein „Goldenes Dreieck“ im Zentrum: Ort – Programm – Gemeinschaft. Erst durch diese Verbindung entstehen echte Ökosysteme des Wandels.
Diese Idee ist übertragbar: In Tirol, Slowenien oder Armenien sind bereits Hubs in kleineren Städten und ländlichen Räumen entstanden. Sie zeigen: Auch abseits urbaner Zentren lässt sich Wirkung entfalten – vorausgesetzt, die Strukturen werden regional angepasst und gemeinschaftlich getragen.
Diskussion: Welche Logik braucht Innovation im ländlichen Raum?
Die Diskussion im Anschluss griff zentrale Fragestellungen auf: Wie lassen sich in dünner besiedelten Regionen tragfähige Innovationsstrukturen aufbauen? Wie umgehen mit dem Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlichkeit und Gemeinwohlorientierung?
Franz Nahrada berichtete etwa von einem Coworking-Projekt in Slowenien, das zunächst an der Finanzierung scheiterte, dann aber durch die freiwillige Mitverantwortung der Nutzer:innen gerettet wurde – ein Beispiel für gemeinschaftsgetragene Infrastruktur als alternatives Modell zur klassischen Skalierung.
Auch die Frage der Förderung wurde thematisiert. Alexis Eremia wies auf das Programm „Lean & Leap – Innovation am Land“ hin, über das derzeit 12 regionale Innovationshubs in Österreich unterstützt werden. Es braucht – so der Konsens – mutige Fördergeber, aber auch klare Konzepte und lokale Ankerpunkte, um Wirkung zu erzielen.
Fazit: Innovation beginnt mit Begegnung
Ob Impact Hub oder Resilienzlabor – beide Konzepte zeigen: Innovation ist mehr als Technologie oder Startup-Dynamik. Es geht um die Gestaltung von Räumen der Möglichkeit, um gemeinsames Lernen, um das Zulassen von Fehlern und das aktive Gestalten von Zukunft.
Gerade kleinere Gemeinden bieten hierfür ideale Bedingungen: Sie sind überschaubar, experimentierfreudig und nah an den konkreten Herausforderungen der Menschen. Wenn es gelingt, dort funktionierende, resilient gedachte Orte zu schaffen, können diese zu echten Leuchttürmen regionaler Entwicklung werden.
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